Die Saga von Licht und Schatten 01 - Die Hueter von Gonelore by Grimbert Pierre

Die Saga von Licht und Schatten 01 - Die Hueter von Gonelore by Grimbert Pierre

Autor:Grimbert, Pierre [Grimbert, Pierre]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-13T04:00:00+00:00


25

Arold führte die Tasse an die Lippen, blies auf die heiße Flüssigkeit und nahm einen ersten Schluck. Er verzog das Gesicht. Zu lange gezogen, wie immer. Mussten sie ihm auf diese Weise den Tag verderben? Offenbar konnte keiner der Schüler, die in diesem Jahr für ihn arbeiteten, einen anständigen Tee zubereiten. Man fragte sich ernsthaft, was sie in den zwei Jahren, die sie Zauberranke besuchten, gelernt hatten. Arold nahm sich vor, ihren Lehrer zurechtzuweisen, und wandte sich dann den Dokumenten auf seinem Schreibtisch zu.

Nach einigen Minuten wurde er von lauten Stimmen im Vorzimmer gestört. Arold rückte sein Monokel zurecht und legte die Stirn in zornige Falten. Hastig drehte er die brisantesten Schriftstücke um.

Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als sinnvoll: Die zweiflügelige Tür wurde aufgestoßen, und der alte Säufer Radjaniel kam hereingestürzt, gefolgt von dem Jungen, der im Vorzimmer Dienst tat.

»Das dürft Ihr nicht! Ihr könnt da nicht einfach rein!«, rief der Junge in dem vergeblichen Versuch, den Wahnsinnigen aufzuhalten.

Radjaniel beachtete ihn nicht. Er war so nachlässig gekleidet wie immer, doch in diesem Moment war er vor allem wütend. Er schleppte die riesige Zange eines Krustenkrebses mit sich, die einen widerlichen Gestank verbreitete. Als Radjaniel mit entschlossenen Schritten auf den Schreibtisch zusteuerte, ahnte Arold, was er vorhatte. Ihm blieb gerade noch Zeit, mit seinem Stuhl einen Satz nach hinten zu machen, bevor das stinkende Ding auf seine Arbeitsplatte krachte. Heißer Tee, Tinte und Krebsschleim ergossen sich über die kostbaren Dokumente. Arold kochte vor Wut, aber er riss sich zusammen.

»Raus«, sagte er zu dem Jungen. »Und mach die Tür hinter dir zu.«

Während sich der Junge zurückzog, wurde kein weiteres Wort gewechselt. Die beiden Männer starrten sich an. Der eine saß immer noch auf seinem Stuhl, der andere stand in der Mitte des Raums, die Arme in die Hüften gestemmt.

»Was soll das?«, fragte Arold scharf.

»Das wisst Ihr ganz genau«, erwiderte Radjaniel. »Tut nicht so, als wärt Ihr überrascht.«

»Ich warte auf eine Erklärung«, sagte Arold.

»Muss ich wirklich noch mehr sagen? Jemand hat gestern Abend das Tor unten am Strand geöffnet. Ein halbes Dutzend Krustenkrebse sind nach Zauberranke eingedrungen. Ich habe den ganzen Morgen damit verbracht, die letzten ins Meer zurückzutreiben, und es wäre ein Wunder, wenn sich nicht irgendwo einer oder zwei im Sand eingegraben hätten!«

»Das ist ja schrecklich«, sagte Arold süffisant. »Ich hoffe doch sehr, Eure neuen Schüler wurden nicht verletzt?«

Er bereute die Provokation sofort, doch die Verwüstung seines Schreibtisches rechtfertigte dieses kleine Rachemanöver.

»Es geht ihnen bestens, keine Sorge«, antwortete Radjaniel. »Aber hätte sie jemand töten wollen, hätte er es nicht geschickter anstellen können!«

Bei dieser kaum verhohlenen Anschuldigung riss Arold der Geduldsfaden.

»Na und?«, rief er empört. »Das ist bedauerlich, aber es gibt Euch nicht das Recht, einfach so in mein Arbeitszimmer zu stürmen. Wollt Ihr, dass der Hohe Rat Euch endgültig entlässt, Radjaniel? Wenn Ihr darauf besteht, kann ich meine Kollegen herbeirufen, und dann könnt Ihr uns erklären, warum Ihr im Suff vergessen habt, das Tor zu schließen! Denn es unterliegt Eurer Verantwortung!«

»Ich habe meine Pflichten noch nie vernachlässigt, Arold! Das wisst Ihr genau!



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